Gespräch mit Standort-Leiter Dr. Thomas Degen
Anwohner der Kokerei beschweren sich über Verschmutzungen ihrer Grundstücke, Bürger in Bottrop dürfen
ihr Gemüse nicht verzehren. Können Sie deren Unmut nachvollziehen?
Natürlich habe ich dafür
großes Verständnis. Derartige Beeinträchtigungen sind nicht schön für unsere Nachbarschaft. Umso
intensiver haben wir daran gearbeitet, unseren Teil der Beeinträchtigung noch weiter zu reduzieren. Wir haben unsere
internen Abläufe optimiert und die Anlagen technisch aufgerüstet. Das haben wir mit großem Aufwand betrieben
und in Abstimmung mit der Bezirksregierung sowie einem externen Gutachter umgesetzt. Alle Auflagen sind zwischenzeitlich erfüllt
worden.
Hat sich das denn positiv auf die Umwelt rund ums Werk ausgewirkt?
Wir haben die richtigen Schritte
unternommen. Dank dieser vielen Maßnahmen haben wir die Situation eindeutig in den Griff bekommen. Das zeigen uns auch
die Messergebnisse. Beim Grobstaub haben wir bislang schon die Grenzwerte eingehalten, uns aber noch weiter verbessert. Besonders
intensiv haben wir uns mit der Benzo(a)pyren-Thematik auseinandergesetzt und hier besonders viel erreicht. Das Emissionsbild
der Kokerei hat sich gegenüber den Jahren 2018 und 2019 messbar um etwa 50 Prozent reduziert. Mit dieser Emissionsperformance
hätten wir in allen zurückliegenden Jahren den Zielwert für Benzo(a)pyren eingehalten. Dadurch haben wir die
Umweltbedingungen in Bottrop nachhaltig verbessert, was auch den Anwohnern im Umfeld zugute kommt.
Ist es überhaupt noch möglich, eine Industrie-Anlage unter Berücksichtigung der berechtigten Interessen
der Nachbarschaft zu betreiben?
Dass es dabei zu Diskussionen und vielleicht auch Konflikten kommen kann, ist
manchmal nicht ganz zu vermeiden. Wie bei vielen anderen Industrieanlagen gilt aber auch für uns: Eine Kokerei lässt
sich nicht emissionsfrei betreiben. Das muss jeder verstehen, der hier wohnt oder hinzieht. Unsere Verantwortung ist es dann,
auch wenn Grenzwerte eingehalten werden, die Beeinträchtigungen rund um das Werk über den gesetzlichen Stand hinaus
so gering wie möglich zu halten. Daran arbeiten wir jeden Tag mit großem Engagement.
Hätten Sie das nicht deutlicher kommunizieren müssen?
In der Öffentlichkeit mag ein
falscher Eindruck über unsere Umweltzahlen und Leistungsdaten entstanden sein. Objektiv betrachtet waren unsere Werte
besser als manchmal behauptet wurde. Ich bin in Essen-Nord aufgewachsen und wohne in Oberhausen, einige Familien-Mitglieder
auch in Bottrop. Seit 2014 bin ich in verantwortlicher Position bei der Kokerei Prosper. Deshalb ist mir dieser Standort nicht
nur vertraut, er liegt mir auch am Herzen. Mein Eindruck ist, dass viele Bürger in Bottrop der Kokerei und deren Anliegen
aufgeschlossen gegenüberstehen. Diese wollen wir mit einer verstärkten Kommunikation transparent informieren.
Könnte man nicht auf die Kokerei verzichten?
Die Produktion in der Kokerei Prosper steht in
keinem Zusammenhang mit dem Auslaufen des Bergbaus. Unser Koks wird für die Herstellung von Stahl in den Werken von ArcelorMittal
benötigt, aus dem dann unter anderem Autos gefertigt werden. Daran hängen nicht nur viele Arbeitsplätze in
der Stahlbranche, sondern auch speziell in Bottrop. Zählt man die Familien unserer Mitarbeiter und deren Kaufkraft sowie
die Aufträge an Dienstleister und Partnerfirmen hinzu, sind wir ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Bottrop und
die Region.
Wie steht es um das derzeitige Verhältnis zur Kommune und Politik?
In der Vergangenheit fand
ein reger und offener Austausch mit den Verantwortlichen in der Verwaltung und Politik statt. Diesen Dialog werden wir fortführen,
weil er wichtig für Bottrop ist. Die Kokerei ist seit fast 100 Jahren ein fester Bestandteil dieser Stadt. Ich werde
alles dafür tun, dass das in den nächsten Jahren auch so bleibt. Und ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen
in Bottrop das gleiche Interesse haben.
Dr. Thomas Degen ist bei ArcelorMittal Bremen für den Produktionsbereich Kokerei zuständig. Seit 2014 ist er in verantwortlich Position bei der Kokerei Prosper in Bottrop tätig und aktuell dort Standortleiter.